Gesunde Ernährung ist mittlerweile hipp und modern geworden. Wer es sich leisten kann, der verzichtet selbstverständlich auf keinen Besuch der nächstgelegenen Smoothie Bar oder der stadtbekannten Biobäckerei. Denn gesunde Ernährung ist mittlerweile zu einer eigenständigen Identifikationsgröße geworden. Sie schafft unter Umständen sogar Identitätsmarker bestimmter Gesellschaftszweige und lässt sich aus vielen Köpfen kaum noch wegdenken. Dazu gehören selbstverständlich die stetig wachsenden Angebote, die vegane Restaurants oder der Smoothie Shop im Zentrum der Stadt erst ermöglichen. Für viele Menschen sind sie ein wichtiger Bestandteil der innenstädtischen Kultur und damit zu einem bedeutenden Anlaufpunkt geworden.

Gesunde Ernährung und soziale Medien

Aber auch in den sozialen Medien wird die Bedeutung gesunder Ernährung immer wesentlicher in die Herzen der Menschen transportiert. Influencer und Interessierte teilen ihre Erfahrungen mit gesunder Ernährung oder den neusten veganen Fast Food Restaurants in ihrer Umgebung. Ein Selfie und eine überschwängliche Begeisterung eines Influencers während ihrer neuen Erkundungstour durch die Innenstadt Tübingens beispielsweise, kann für ihre Follower vor Ort vegan essen in Tübingen deutlich befeuern und reizvoll werden lassen. Für das Unternehmen sind diese Phänomene innerhalb sozialer Medien sehr wertvoll und werden daher gern gesehen und unterstützt. Doch verbirgt sich hinter diesem System auch immer ein Problem. Denn gesunde Ernährung kann mitunter sehr kostspielig sein. Das liegt für die Betreiber veganer Restaurants beispielsweise keinesfalls im Vordergrund, sondern ist dem Umstand erhöhter Einkaufspreise im Verhältnis zum Preisdumping anderer Lebensmittel zu verdanken. Gesunde Ernährung sollte daher finanziell „normal“ sein und nicht etwas Besonderes. Doch leider ist es das in den letzten Jahren geworden. Umso verheerender kann daher gesunde Ernährung als Identitätsmarker eines Gesellschaftskreises werden. Befeuert durch die vielfache Nutzung sozialer Medien ist dies ein großes Problem für viele Menschen geworden.

Wenn gesunde Ernährung zum Luxusgut werden

Soziale Medien suggerieren, wie bereits skizziert, dass sich ein erfülltes Leben auf der Basis von Luxus und Lebensfreude festhalten lässt. Was ist also, wenn selbst eine gesunde Ernährung zu einem Luxusphänomen geworden und damit leider einer größeren Bevölkerungsmenge nicht zugänglich ist. Die soziale Schere in unseren Gesellschaften geht immer weiter auseinander. Wer sich nach den perfekt inszenierten Lebensdarstellungen großer Influencer richtet darf dabei nicht vergessen, dass sie sich nicht von uns unterscheiden, nur weil sie einen anderen Lebensstandard pflegen. Bei vielen ist bereits ihr Dasein als Influencer zum hauptberuflichen Schwerpunkt geworden. Selbstverständlich gehört dort ein hohes Maß an Professionalität dazu, sodass auch eine gesunde Ernährung und die Pflege des eigenen Körpers häufig im Mittelpunkt stehen. Wo diese alltäglichen Kategorien zu Identitätsmarkern werden, schließen sie andere gesellschaftliche Gruppen aus, die sich diesem Lebensstil nicht hingeben können. Das ist ebenso beachtlich wie auch bedauerlich, denn gesunde Ernährung darf auf keinen Fall nur auf eine bestimmte Einkommensschicht begrenzt werden. Vielleicht ist es sinnvoll, wenn man bei aller Begeisterung für seinen Lifestyle, diese Tatsache bei seinen Beiträgen in den sozialen Medien bedenkt, um ein gesundes Maß zu finden, ohne andere Menschen ihren scheinbaren Mangel an Möglichkeiten unbewusst vor zu halten.